QUEERKRAM

QUEERKRAM

Queer.de präsentiert den queeren Podcast mit Nollendorfblogger Johannes Kram

Ulrich Hub und Lukas Nimscheck - Schreiben schwule Kinder-Autoren anders?

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Kinderbuchautor Ulrich Hub und Lukas Nimscheck von der Kinderband Deine Freunde sprechen über ihre besondere Zielgruppe, LGBTI-Sichtbarkeit und Vorwürfe der „Frühsexualisierung“.

Unter einer AfD-Regierung hätten sie vermutlich Berufsverbot: Ulrich Hub und Lukas Nimscheck sind große Namen in der deutschen Kindermedienszene – und beide offen schwul. Der Schriftsteller und Regisseur Ulrich Hub, der meistgespielte deutschsprachige Autor von KIndertheaterstücken und Bestsellerautor von Kinderbüchern wie „An der Arche um acht“, der Komponist und Autor Nimscheck Sänger der erfolgreichen Kinderband Deine Freunde. Im QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram treffen sie erstmals aufeinander.

In dem spannenden Gespräch geht es zum einen um die besondere Zielgruppe der beiden Künstler, die gar nicht so einfach zu erreichen sei. „Kein Kind entscheidet sich selbst, ein Buch zu lesen“, sagt Hub. „Wir kommunizieren ausschließlich mit Eltern“, erzählt auch Nimscheck. Grundschüler*innen seien nun mal zu jung für Instagram und Co. Zum anderen schwärmen die beiden Podcast-Gäste von den großen Freiräumen ihres Genres, das weniger Tabus kenne und viel mehr Humor zulasse als Stücke für Erwachsene.

Beide klammern in ihrer Arbeit queere Themen nicht aus - und machten damit nicht nur positive Erfahrungen. Zusammen mit Franziska Kuropka brachte Lukas Nimscheck etwa die Musical-Comedy „Wir - Familie ist, was man draus macht!“ auf die Bühne des Hamburger Schmidt-Theaters. Dort lief das Stück über queere Familienplanung vor ausverkauftem Haus, doch keine andere Stadt wollte es bis heute übernehmen.

Von Ulrich Hub wiederum stammt das bekannte Kinderstück „Ein Känguru wie du“. Die Geschichte um das schwule boxende Känguru Django, das in einem Zirkus dafür sorgt, dass die Raubkatzen Pascha und Lucky ihre Vorurteile überwinden, wurde 2017 vom Theater Baden-Baden nach einem Eltern-Boykott vorzeitig abgesetzt. „Das Buch wird am wenigsten verkauft“, räumt der Autor im Podcast ein. Auch in Polen seien seine Werke schon zensiert worden.

Die Beispiele zeigen: LGBTI-Sichtbarkeit in Medien, vor allem in Kindermedien, ist bis heute nicht selbstverständlich. Dass bereits kleinste Versuche, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden, von AfD, „Demo für alle“ und Co als „Frühsexualisierung“ diffamiert werden, empört Ulrich Hub: „Die Heterosexualität ist so allgegenwärtig und groß, dass wir es gar nicht schaffen können, die Kinder ausgewogen zu informieren.“

In dem rund einstündigen Gespräch mit Johannes Kram geht es auch um den Einfluss, den Autor*innen auf Kinder haben, den Umgang mit sogenannter Political Correctness, die „fehlende Wärme“ des Bully Herbig, die neue positive Rolle des „schwulen Onkels“ sowie die Frage, wann man sich vor Kindern outen sollte.

Er finde es schwierig, queere Sichtbarkeit „zur Agenda zu machen“, stöhnt Lukas Nimscheck im Podcast. Von Eltern werde er nahezu wöchentlich gebeten, ein Coming-out-Lied zu schreiben. „Wäre toll, wenn du das machst“, ermuntert ihn Ulrich Hub. „Es gibt für die ganz jungen Menschen keine schwulen oder lesbischen Identifikationsfiguren.“

„Ich schließe es nicht aus“, entgegnet Nimscheck. „Aber mich muss die Muse dafür küssen, das geht nicht auf Aufforderung.“

Micha Schulze, queer.de, 24.12.2022


Kommentare


Neuer Kommentar

Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.

Über diesen Podcast

Hier gibt es rund einstündige Gespräche, die der Autor Johannes Kram mit Gästen führt, die meist aus der LGBTI-Community kommen, also offen lesbisch, schwul, bi-, intersexuell oder trans sind. Unter dem Motto „Wir sind alle anders, wir sind alle gleich“ möchte Kram dazu beitragen, völlig unterschiedliche Lebensgeschichten, Erfahrungen und Standpunkte erfahrbar zu machen und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten zu ergründen, die queere Menschen verbinden. Zwischen Generationen, Identitäten und Lifestyles möchte QUEERKRAM Brücken schlagen – innerhalb der queeren Community, aber auch darüber hinaus –, denn Kram ist überzeugt, „dass wir uns alle etwas zu sagen haben.“

QUEERKRAM ist bewusst so gestaltet, dass er mit der Auswahl der Gäste und Themen auch einen Streifzug durch die vielfältigen Facetten von Alltag, Kultur sowie Geschichten und Geschichte aus queerer Sicht bietet, der leicht verständlich informiert, aufklärt und Hintergründe beleuchtet.

QUEERKRAM wurde 2021 von Apple als einer der zehn besten neuen deutschsprachigen Podcasts ausgezeichnet und ist das erste und bislang einzige queere Projekt, das mit dem Grimme Online Award prämiert wurde. Der Podcast erscheint in Kooperation mit queer.de, der größten deutschsprachigen queeren Nachrichtenseite.

Johannes Kram ist u. a. Autor des mehrfach preisgekrönten Nollendorfblogs, des Buches „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ sowie der Theaterstücke „Seite Eins“ und „Operette für zwei schwule Tenöre“.

Redaktion und Gesamtverantwortung: Johannes Kram

von und mit Johannes Kram präsentiert von queer.de

Abonnieren

Follow us