QUEERKRAM

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Queer.de präsentiert den queeren Podcast mit Nollendorfblogger Johannes Kram

Sarah Petzold über Berghain als Safe Space: “Die Türsteher*innen sind wichtiger als die DJs.”

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Sarah Petzold, die acht Jahre als Türsteherin im berühmtesten Technoclub der Welt arbeitete, spricht über die Macht der Einlass-Crew, das Berghain als queerer Safe Space und die Auswahl einer guten Party-Crowd.

Ins Berliner Berghain zu gelangen, ist keine leichte Angelegenheit. Sehr oft stundenlang stehen Menschen in der Schlange vor dem berühmtesten Technoclub der Welt, um sich dann, endlich am Eingang angekommen, anhören zu müssen: „Tut mir leid, aber heute nicht“. Die Einlassregeln sind so berüchtigt streng, dass es im Internet zahlreiche fragwürdige Kleidungs- und Verhaltenstipps gibt, wie man die Tür-Crew angeblich gnädig stimmen kann.

Wie kommt man denn nun wirklich garantiert ins Berghain? Um diese Frage geht es glücklicherweise nicht im neuen QUEERKRAM-Podcast, in dem Johannes Kram die langjährige Berghain-Türsteherin Sarah Petzold zu Gast hat. Aber es geht sehr wohl um die Hintergründe der strengen Türpolitik, die nicht allein wegen der Massen an Neugierigen existiert. Die lesbische Berlinerin, die ihren Job bis vor kurzem acht Jahre lang ausgeübt hat, berichtet außerdem von ihren Erfahrungen.

Ihrer Macht als Türsteherin ist sich Petzold bewusst: „Ich kann der Person das Wochenende total versauen, ich kann ihr das schönste Wochenende der Welt machen - das ist meine Entscheidung“, erzählt sie im Podcast. Doch aus dieser Macht ziehe sie keine Befriedigung, sie bemühe sich, bei jeder Abweisung höflich zu sein. Ihr gehe es darum, die richtige Mischung für eine gelungene Party zu finden. „Das ist eine Form von Kunst, die richtige Menschenmenge zusammenzustellen“, so Petzold. Ihr Fazit: Die Person an der Tür ist wichtiger als die hinter dem DJ-Pult.

Wer nicht ins Berghain passe, das sehe sie schon, wenn sie die Schlange beobachte, erzählt die Kampfsportlerin. Vor allem gehe es darum, die Intoleranten, die Ja-aber-Menschen herauszufiltern, die von dem sexpositiven „Schlaraffenland für Erwachsene“ (Sarah Petzold) oder der queeren Vielfalt der Besucher*innen möglicherweise überfordert sein könnten. „Wir wollen einen Safe Space für alle bewahren“, stellt die Ex-Türsteherin klar.

Aufgrund der harten Tür wird im Berghain eine queere Gesellschaftsutopie gelebt – das ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus diesem spannenden Podcast. Was mitunter bunte Blüten treibt: So erzählt Sarah Petzold, dass sich heterosexuelle Männer schon mal händchenhaltend als schwules Paar ausgeben, um in den legendären Technoclub zu gelangen.

In dem rund einstündigen Gespräch geht es außerdem um Sarahs Hobby Mixed Martial Arts (MMA), bei dem man schon mal ohnmächtig werden kann, den richtigen Umgang mit queerfeindlicher Gewalt, um die Beliebtheit der Berghain-Cruisingarea auf Frauenpartys „Auch Lesben sind innerlich kleine Kinder“), den Umgang mit der gefährlichen Droge G und warum Techno und Schlager kein Widerspruch sein müssen - vor dem Berghain hat der Kerstin-Ott-Fan als Türsteherin ausgerechnet in der Busche gearbeitet.

Am Ende des Podcasts ist man richtig traurig, dass Sarah Petzold ihren Berghain-Job aufgegeben hat. Neben ihrem Hauptberuf – sie ist gelernte Anlagenmechanikerin – seien die Nachtschichten einfach zu viel geworden, erzählt sie im Gespräch mit Johannes Kram. Was aber auch etwas Gutes hat: Jetzt kann sie das Berghain auch selbst wieder als ganz normaler Gast genießen.

Micha Schulze, queer.de, 30. März 2024


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Über diesen Podcast

Hier gibt es rund einstündige Gespräche, die der Autor Johannes Kram mit Gästen führt, die meist aus der LGBTI-Community kommen, also offen lesbisch, schwul, bi-, intersexuell oder trans sind. Unter dem Motto „Wir sind alle anders, wir sind alle gleich“ möchte Kram dazu beitragen, völlig unterschiedliche Lebensgeschichten, Erfahrungen und Standpunkte erfahrbar zu machen und gleichzeitig die Gemeinsamkeiten zu ergründen, die queere Menschen verbinden. Zwischen Generationen, Identitäten und Lifestyles möchte QUEERKRAM Brücken schlagen – innerhalb der queeren Community, aber auch darüber hinaus –, denn Kram ist überzeugt, „dass wir uns alle etwas zu sagen haben.“

QUEERKRAM ist bewusst so gestaltet, dass er mit der Auswahl der Gäste und Themen auch einen Streifzug durch die vielfältigen Facetten von Alltag, Kultur sowie Geschichten und Geschichte aus queerer Sicht bietet, der leicht verständlich informiert, aufklärt und Hintergründe beleuchtet.

QUEERKRAM wurde 2021 von Apple als einer der zehn besten neuen deutschsprachigen Podcasts ausgezeichnet und ist das erste und bislang einzige queere Projekt, das mit dem Grimme Online Award prämiert wurde. Der Podcast erscheint in Kooperation mit queer.de, der größten deutschsprachigen queeren Nachrichtenseite.

Johannes Kram ist u. a. Autor des mehrfach preisgekrönten Nollendorfblogs, des Buches „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ sowie der Theaterstücke „Seite Eins“ und „Operette für zwei schwule Tenöre“.

Redaktion und Gesamtverantwortung: Johannes Kram

von und mit Johannes Kram präsentiert von queer.de

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